In letzter Zeit sind wieder Fälle der Hasenpest aufgetreten. Wir haben hierzu schon im Oktober einen Beitrag hier auf der Webseite veröffentlicht.
Unser Ausbildungsleiter und Veterinärmediziner Dr. med. vet. Andreas Schliephake hat hierzu detaillierter Informationen zusammengestellt.

Hasenpest

Synonym für Tularämie

Erreger: Francisella tularensis

Tularämiebakterien können auch für den Menschen gefährlich werden. Das Bakterium Francisella tularensis ist der Erreger der Tularämie, einer bei Nagetieren und Hasen tödlich verlaufenden Erkrankung.

Bei der Klassifizierung (Taxonomie) des Erregers werden heute insgesamt vier Unterarten unterschieden, die in ihrer geographischen Verbreitung als auch in ihrer krankmachenden Wirkung Unterschiede zeigen:

  • Der Typ A (Francisella tularensis ssp. Tularensis) konnte bislang mit einer Ausnahme (Tschechien) nur in Nordamerika nachgewiesen werden und gilt als die für den Menschen virulenteste Subspezies.
  • Der Typ B (Francisella tularensis ssp. Holarctica) ist in Nordamerika und auch in Eurasien zu finden, dieser verursacht keine Erkrankungen im Kaninchen und die Sterblichkeit bei der Hautform des Menschen beträgt weniger als 0.5%.
  • Die anderen beiden Unterarten Typ C + Typ D (Francisella tularensis spp. mediasiatica und novicida) haben nur eine geringere medizinische Bedeutung.
    In Europa gibt es Gebiete v. a. in skandinavischen Ländern, in Tschechien, der Slowakei und Österreich in denen der Erreger verbreitet ist. In Deutschland tritt die Tularämie nur als sporadische Erkrankung auf.
    Als Ursache für die Ausbreitung sind zwei Naturherde von Bedeutung. Der erste geht von kleinen Nagetiere und blutsaugende Insekten und Spinnentieren aus. Der zweite Naturherd entsteht in oberflächenwasserreichen Gebieten durch erdgebundene Kleinsäuger.

Beim Menschen verläuft die Tularämie als zyklische Infektionskrankheit mit z.T. hochgradigen klinischen Symptomen. Die Diagnose der Tularämie ist schwierig, da F. tularensis nur in speziellen Nährmedien wächst. In der Humanmedizin wird der Nachweis von spezifischen Antikörpern aus Blutserum von Patienten durchgeführt.

Betrachtet man die Gesamtsituation in Mitteleuropa, so muss zusammenfassend gesagt werden, dass das Risiko an einer Tularämie zu erkranken eher gering eingeschätzt werden kann.

Als Hygienemaßnahmen zu nennen sind:

  • Generelle Vorsicht beim Umgang mit erlegtem Wild und Selbstschutz durch das Tragen von Einmalhandschuhen.
  • Blut und alle Bauchorgane können den Erreger verbreiten.
  • Organschwellungen, Blutfülle in der Leber, der Milz werden beschrieben. Die Organe sind vergrößert und haben durch die Blutfülle oft eine untypische dunkle bis schwarze Färbung.
  • Werden diese bedenklichen Merkmale festgestellt, ist das Wildbret untauglich und für den menschlichen Verzehr nicht geeignet.
  • Die unschädliche Beseitigung des gesamten Organkonvolutes und des Wildbrets ist notwendig. Kontaktmaterialien sind zu entsorgen es gelten die allgemeingültigen küchentechnischen Hygienemaßnahmen um den Erregerkontakt so gering wie möglich zu halten. Personen mit Kontakt zum Infektionsherd sollen ihren Hausarzt aufsuchen und ihn über den Vorgang berichten. Prophylaktisch ist der Schutzschirm mit Antibiotika aufzuspannen, mit Doxycyclin und Gentamyzin ist dieser Schutz gut zu erreichen.

16.01.2020 Dr. med. vet. Andreas Schliephake